Objekte und Stelen im Dorfpark, 1997

Am 25.5.1997 wurde der Dorfpark von Buchholz-Seppensen (heute: Richardt-Heuer-Park) zum Ausstellungsraum für sieben Bildhauer und eine Bildhauerin. Die Ausstellung dauerte sechs Monate.


 

Wolfgang Schröder, damals verantwortlich für die Durchführung erinnert sich: "Der Rückblick fällt, trotz oder gerade wegen dem Mangel an Erfahrung bei solchen Projekten positiv aus, geradezu entspannt. Die Künstler hatten die Idee und die Stadt Buchholz stellte das Gelände unbürokratisch zur Verfügung.

Meine größte Sorge war anfangs eine Installation von Holger Benthien. Er hatte das Eingangstor zum Park mit zwei Garderobenständern aus Aluminium versehen. Eine Standfestigkeit war auch nach dem Einsatz von Zeltheringen nicht wirklich vorhanden. Hinzu kam, dass an der Garderobe Pumps lose an Fleischerhaken hingen und die Arbeit nur knapp 10m von einer (Schul-)Bushaltestelle entfernt war. Es ist erstaunlich, aber während der sechs Monate gab es keine Fälle von Vandalismus.
 

 
Dafür gab es Ärger. Damals waren die Leute - aus guten Grund - sehr sensibel für Umweltfrevel. Und wie später beim Datenschutz waren auch hier ein paar "Übersensibilisierte" dabei.

Bereits am ersten Ausstellungstag ging es um eine Arbeit der damals 25jährigen Chiharu Shiota. Sie studierte zu der Zeit bei Marina Abramović, die einen Monat zuvor für ihre Installation Balkan Baroque (vier Tage lang saß sie auf einem Berg von 1500 stinkenden, blutigen Rinderknochen und schrubbte sie mit einer Bürste sauber) den Goldenen Löwen als Auszeichnung für die Beste Künstlerin der Biennale in Venedig erhalten hatte. 
 

 
Frau Shiotas Installation bestand aus einem runden Erdloch, das sich sofort mit dem Wasser aus dem anliegenden Dorfteich füllte. Darin befand sich Froschlaich und außen etwa 40 Unterkieferknochen von Rindern. (Die Arbeit ist unter dem Titel Congregation in der Literatur wiederholt und umfassend dokumentiert.)

Aufmerksame Spaziergänger sahen hier eine schwere Ordnungswidrigkeit und verständigten das Ordnungsamt und sicherheitshalber noch mindestens zwei Umweltschutzorganisationen und die Polizei. Wir konnten glaubhaft versichern, dass es sich um gereinigte Knochen (in Desinfektionsmittel gekocht) handelte, was dazu führte, dass die Arbeit nicht entfernt werden musste.


Infolge der Ortstermine richtete sich nun die Aufmerksamkeit auf den Golem von Dirk-Hinrich Müller. Seine Bleihülle würde bei Regen den Dorfteich vergiften.

Diese Behauptung konnte widerlegt werden, weil das verwendete Walzblei, das in der Umgebung häufig auf Dächern zu finden ist, keine Gefahr für die Umwelt darstellt."

 
 
"wie das Ergebnis eines Massakers"
Unter dem Titel "Knochen im Gras - ist das Kunst?" berichtete das Wochenblatt am 17.9.1997 von einem Massaker.

Dazu Wolfgang Schröder: "Ich erinnere mich gut. Während der Ausstellung war die Kommunikation untereinander schwierig. Damals besaß keiner ein Mobiltelefon.
 
Eines Tages sah ich Frau Shiota auf dem Weg zum Buchholzer Bahnhof mit zwei prall gefüllten Einkaufstüten. Wie sich nicht viel später herausstellte, hatte sie die Zähne aus den Kieferknochen gebrochen und damit das Gewebe innerhalb der Knochen freigelegt. Über den Dorfpark lag nun ein penetranter Verwesungsgeruch. Ich bin Jan Amelung sehr dankbar, für seinen kurzfristigen und engagierten Einsatz bei dem wir zusammen die Knochen fachgerecht entsorgen konnten. Über die Verwendung der Zähne und insbesondere über die Zugfahrt (auch die Zähne müssen gestunken haben) ist mir nichts bekannt.

Schade, dass das "Massaker" wichtiger war, als die Arbeit, die immerhin vier Monate lang besichtigt werden konnte.

Ich habe die Zusammenarbeit mit Frau Shiota in bester Erinnerung und gratuliere ihr zu ihrer grandiosen Karriere und natürlich freue ich mich, dass wir zwei Arbeiten von ihr in der Sammlung haben."  
 
 
"In the Earth", 2016, (#...)
Lithographie
Exemplar /100
 
"Relationality", 2018, (#...)
Lithographie
Exemplar 41/50

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