"Tanzpause II" von Martin Lühker

Das 100 qm große Atelier an der Hoheluftchaussee besteht aus drei Zimmern plus Dunkelkammer und ist "nur zur Arbeit da". Die Fünf "wohnen alle woanders" und "haben sich schon gewaltig zusammengerauft."
Als Gruppe genießen sie die Rabatte beim Material-Einkauf und "die nie abreißenden Gespräche über künstlerische Fragen". Finanziell sei man "natürlich nicht auf Rosen gebettet", deshalb ist ein Nebenjob unerlässlich. Bei Martin Lühker sind es 50 Stunden/Monat als Verkehrsübungsplatzwächter.
So romantisch berichtet Inge Mosch vom Alltag der Gruppe 5 anlässlich der Ausstellung von Martin Lühker und Wolfgang Löppmann in der Galerie Blankenese im Hamburger Abendblatt vom 21.07.1978. Lühker zeigt dort seine "Tanzpause", "einen ganzen Fries von Barbesuchern [...], junge Leute in Jeans, wie man ihnen ständig begegnet."

"Tanzpause II" ist eine später (1980) entstandene Auftragsarbeit für eine Hamburger Kneipe. Dargestellt sind 13 Personen. Martin Lühker bildet sich selbst links außen ab,  Person Nr. 5 ist Bettina Ulitzka und in der Mitte (Person 7) findet sich der Wirt (und Auftraggeber).

Rechts befindet sich der Hinweis "GRUPPE 5 lebt!"

 
Tanzpause II, 1980 (#280)
Mischtechnik auf Papier, 110 x 420 cm
Tanzpause
 
Tanzpause, 1977 (Abbildung in "Kunstpreis Altona 1977", rechter Teil fehlt)

Die "erste" Tanzpause 1977 gehört zu Martin Lühkers Examensarbeit bei Prof. Erhard Göttlicher an der Fachhochschule Hamburg, Fachbereich Gestaltung. Sie wird 1977 in der Ausstellung "Menschen und Milieu in Altona" gezeigt und Martin Lühker wird 4. Preisträger des Kunstpreises Altona.

Erhard Göttlicher

Mein allererster Unterrichtstag an der Fachhochschule in der Armgartstraße war der 1. Oktober 1975. Ich war gerade zarte 29 Jahre alt. Um 7 Uhr morgens kam mein 2. Sohn Sören zur Welt, um 10 Uhr rief Dr. Uwe Schneede (damals Direktor des Hamburger Kunstvereins) bei mir an “Sie haben gerade den “Kunstpreis Junger Westen” erhalten! Um 13 Uhr mein allererster Unterrichtstag, ich meldete mich noch korrekt beim damaligen Dekan Otto Ruths ab (“is OK so!”) und ging mit dem mir zugeteilten Kurs (inklusive der kompletten Gruppe 5) in die nächste Kneipe!

Die Gruppe 5 hatte ein gemeinsames Atelier in der Hoheluftchausee, ca. 50 m von meinem Atelier und Wohnung in der Isestraße entfernt. Da die Jungs damals recht klamm bei Kasse wahren, habe ich mich anfangs bei den Unkosten beteiligt, öfter mal mitgemalt und beim Bier auch mal korrigiert. Ein späteres Mitglied war aber noch Alexa Albrand (5 Jahre älter als ich), ausgebildete Grafik Designerin und später Modeprof. an der Armgartstraße (und auch über mehrere Jahre meine Chefin und Dekanin). Ebenfalls hat später noch Maria Mahlman mitgemacht, Tochter meines späteren Professorenkollegen Max Mahlman.

Martin [Lühker], Hardy [Brackmann], Löppy [Wolfgang Löppmann], Franky [Wolfgang Franke] und Peetsche [Peemöller] hatten von mir die Semester- und Abschlußaufgabe, Hamburger Szenekneipen bildnerisch vorzustellen.


Erhard Göttlicher
Katarina, 1998 (#158)
Exemplar 68 / 150
 
Erhard Göttlicher
Louise, 1998 (#160)
Exemplar 149 / 200
Martin Lühker in "Erhard Göttlicher und Schüler", Katalog zur Ausstellung im Rathaus Elmshorn 1989:
"Damals:
etwa Mitte des Studiums gab´s ´n neuen Dozenten, und es wurde spassiger an der FH Hamburg.
Befremdlich war es, wie sie da auf dem Fussboden rumkrabbelten, mit der Nase auf den Stöckelschuhen des Modells um Verkürzungen zu zeichnen.
Das "Ding" vor 15 Jahren: Verzeichnen!
Richtig "Falsch" zeichnen oder umgekehrt.
Und dann immer keine Korrektur vom Zeichenlehrer, der, weil auch nicht faul, lieber mitzeichnete. Wobei eine Horde Schüler ihm penetrant über die Schulter schielte, was zur folge hatte, daß die Bilder sich anfangs im Wesentlichen durch ihre Signatur unterschieden.
Es war göttlich - göttlicher ging´s gar nicht mehr."
Hamburger Szenekneipen
 
Hardy Brackmann
ohne Titel, 1977 (#081)
Bleistift, Aquarell auf Papier 100 x 70 cm 



 
Martin Lühker
"entschuldigen sie mein Fräulein", 1977 (#281)
Bleistift, Aquarell auf Papier 70 x 100 cm

Erhard Göttlicher beginnt seinen Text "Engagiertes Illustrations-Projekt" in novum gebrauchsgraphik, 11/77 mit:
"Sind das denn Illustrationen?" Fragen von vielen, auch von den kompetentesten Seiten während der er Prüfung und besonders während der Ausstellung der Prüfungsarbeiten ."
und er schließt mit: "Diese vier [...] sind aktive Teilnehmer der Randgruppen unserer Gesellschaft gewesen [...]. Jetzt sind wir, die Betrachter, an der Reihe. Das nenne ich Illustration!"
 
 


"Engagiertes Illustrations-Projekt", acht Seiten in novum gebrauchsgraphik, 11/77

Illustrationen zu Felix Rexhausen "Lust auf Hamburg", fünf Seiten in ZEITmagazin Nr. 48, 11/1977

SZENE HAMBURG, Nr. 8 August 1977
 
"Menschen und Milieu in Altona" Kunstpreis Altona 1977
 
Kleines Verzeichnis der Künstler in Buchholz i.d. Nordheide, 1979
weitere Arbeiten in der Sammlung
 
Hardy Brackmann
Der amerikanische Traum, 1976 (#082)
Bleistift, Aquarell auf Papier 71 x 137 cm
 
Martin Lühker
Modell I, 1978 (#265)
Radierung Ex. 4 / 10

 Martin Lühker
-Tralala-, 1977 (#266)
Radierung Ex. 15 / 27  

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