"Kulturfest" von Martin Lühker

Das Plakat für das "Kulturfest für Frieden und Demokratie" 1988 ist eine Auftragsarbeit. Im Zentrum ist mit dem Schriftzug "Mersil 4,k" eine Packung des Waschmittels Persil 4,5 kg zu erkennen. Ein solcher Karton (leer) wurde Rekruten zur Einberufung mitgegeben, um ihre Zivilkleidung an ihre Familien zurückzuschicken. Der Einberufungsbescheid wurde deshalb auch als Persilschein bezeichnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Nachweis, dass eine Person vom Vorwurf der nationalsozialistischen Gesinnung „reingewaschen“ war ebenfalls als Persilschein bezeichnet.
 

 

Plakat Kulturfest, 1988 (#263)
 
Martin Lühker wird 1955 in Buchholz geboren. Sein Vater Egon hat 1945 als 14-Jähriger im Chaos der letzten Kriegstage den irrsinnigen Versuch unternommen, auf eigene Faust die englischen Truppen aufzuhalten. Er montiert dazu nach eigenen Angaben zwei Panzerfäuste mit Draht an ein Damenfahrrad und macht sich auf den Weg in der Heide. Bei Schneverdingen kann ihn ein fliehender deutscher Offizier stoppen und mit ein "paar kräftigen Ohrfeigen" davon überzeugen nach Buchholz zurückzukehren, natürlich ohne Bewaffnung.

Zeit seines Lebens wird er versuchen sich diesen Wahnsinn erklärbar zu machen, so auch die Erinnerung an die Zerstörung der Buchholzer Ehrenhalle [am 24.4.1945], bei der "erwachsene, gestandene Männer Rotz und Wasser heulend" neben ihm zusammenbrechen.

Diese Erlebnisse und Erfahrungen sind wahrscheinlich ein wichtiger Grund für das Privileg, das seinem Sohn zuteil wird, nämlich Illustration zu studieren, ohne einen - mit Blick auf den elterlichen Handwerksbetrieb - ordentlichen Lehrberuf ergreifen zu müssen.
 


Gedenkmünze zur Einweihung der Buchholzer Ehrenhalle 1934
(#...) Rückseite  

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