"Montys Banane" von Rolf Bergmeier

Rolf Bergmeier ist nebenberuflich "Vorstandssprecher auf Lebenszeit" eines fiktiven Unternehmens mit dem Namen Hügelmüller Consulting. Zu seinen Aufgaben gehört u.a. die Durchführung einer jährlichen Gesellschafterversammlung.

Es scheint, dass die Arbeiten von Rolf Bergmeier mit den Geschäftsanteilen der Hügelmüller Consulting gekoppelt sind und dass somit jeder, der eine Bergmeier Arbeit besitzt automatisch zum stillen Gesellschafter der Hügelmüller Consulting wird.

Den Vorstand kümmern diese stillen Gesellschafter nur wenig und so ist es kein Wunder, dass die jährliche Gesellschafterversammlung häufig ausfällt. Und wenn die Versammlung stattfindet, dann werden nicht immer alle Gesellschafter eingeladen, meist fehlt eine Tagesordnung und häufig auch der Jahresbericht.

Der Vorstandssprecher Bergmeier macht das Beste daraus und lädt zu einem gemeinsamen Essen, bei dem dann intensiv Anekdoten und Geschichten aus dem Leben des Firmengründers Monty (Montgomery?) Hügelmüller ausgetauscht werden.

Hügelmüller oder auch der "alte Hügelmüller" - obwohl ohne Nachkommen - verkörpert für die Anwesenden die typischen Wertvorstellungen eines Unternehmers im Nachkriegsdeutschland (inkl. aller Schwächen) und ist - aus ihrer Sicht - zu Unrecht in Vergessenheit geraten.
 

 
"1001 ne Macht / Monty´s Banane", 2014 (#057)
Mixed Media auf Leinwand 40 x 30 cm
 

Die Arbeit "Montys Banane" aus dem Jahr 2014 besteht aus pastos aufgetragener Ölfarbe auf Leinwand, die einen Ausschnitt einer Arbeit aus der Reihe "Öl auf Holz" (wahrscheinlich #22 ->#049) abbildet. Darauf montiert ist ein Spiegel in Form einer Banane. Links davon befindet sich das Wort "gähnmanipulierte", geschrieben im Farbverlauf eines Regenbogens.

Sie ist ein Geschenk des Künstlers an Wolfgang Schröder und geht zurück auf die Erfahrungen in der Sammlung Boros im ehemaligen Reichsbahnbunker Friedrichstraße in Berlin. Es gibt das Gerücht, dass hier zu DDR-Zeiten Südfrüchte gelagert worden sind, deren Gerüche auch noch Jahrzehnte später wahrnehmbar sind.

Die sehr untypische Arbeit deutet den Übergang von der Werkgruppe "Öl auf Holz" zur Werkgruppe "Rainbow in Dark" an. Der Spiegel steht im Zusammenhang mit einem nicht realisierten Projekt aus dem Jahr 2014, bei dem der Künstler den Innenhof einer Wohneinrichtung für Senioren mit übergroßen (2-3m hohen) Nachbildungen von Heilkräutern aus spiegelndem Metall gestalten wollte. Unwägbare Risiken verhinderten letztlich die Ausführung.

"Montys Banane" ist eine private Arbeit und deshalb darf der Künstler hier übertreiben und der Betrachter darf es auch: So deutet er die Banane als vertane Chance, eine eventuelle Zeugungsunfähigkeit Monty Hügelmüllers geheilt zu haben.

Ebenso übertrieben, weil plakativ ist das Wort "gähnmanipuliert". Dazu ein Tipp: Wer Bergmeiers Texte nicht versteht, der sollte sie sich - wie bei Arno Schmidt - laut vorlesen.
  

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