"An jenem Tag ..." von Hans-Jörg Bengel |
"An jenem Tag im blauen Mond September [Still unter einem jungen Pflaumenbaum]" ist die erste Zeile von Hans-Jörg Bengels Lieblingsgedicht: "Erinnerung an die Marie A." von Bertolt Brecht. In dem Holzschnitt aus 1998 finden sich typische Merkmale für seine Arbeits- und Sichtweisen:
Der fehlende Baum ist schönes Beispiel für den Humor und die Poesie Hans-Jörg Bengels. Er betitelt die Arbeit mit "An jenem Tag im blauen Mond September" und meint damit eben nicht die "Erinnerung an die Marie A.", sondern die "Erinnerung an die Erinnerung an die Marie A." (zumindest von einer Person des dargestellten Paares).
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An jenem Tag im blauen Mond September, 1998 (#012) Holzschnitt, 39 x 26 cm Exemplar 3/4 und 4/4 |
Erinnerung an die Marie A. (Bertolt Brecht, 1920) |
An jenem Tag im blauen Mond September Still unter einem jungen Pflaumenbaum Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe In meinem Arm wie einen holden Traum. Und über uns im schönen Sommerhimmel War eine Wolke, die ich lange sah Sie war sehr weiß und ungeheuer oben Und als ich aufsah, war sie nimmer da. Seit jenem Tag sind viele, viele Monde Geschwommen still hinunter und vorbei Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen Und fragst du mich, was mit der Liebe sei? So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern. Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer Ich weiß nur mehr: Ich küsste es dereinst. Und auch den Kuss, ich hätt' ihn längst vergessen Wenn nicht die Wolke da gewesen wär Die weiß ich noch und werd ich immer wissen Sie war sehr weiß und kam von oben her. Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind Doch jene Wolke blühte nur Minuten Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind. |